Naturgarten

Wildbienen in unserem Garten

Frühlingspelzbienen-Weibchen auf Katzenminze

Die meisten Wild­bienen sind recht kleine und flinke Bienen. Wer genauer hin­schaut, sieht die hübschen Bienchen entweder auf den Blüten bei der Nahrungssuche oder auf Steinen, wenn sie sich aufwärmen.

In der Schweiz leben über 600 Wild­bienen­arten. Sie befruchten, zusammen mit den Schwebfliegen, zwei Drittel unserer Kulturpflanzen. Sie sind somit für uns Menschen unentbehrlich.

Viele Wildbienen sind vom Aussterben bedroht!

Mehr als die Hälfte der Wild­bienen­arten sind auf der Roten Liste, das heisst, sie sind vom Aussterben bedroht.

Wildbienen brauchen ein reiches und lang andauerndes Blütenangebot sowie geeignete Nistmöglichkeiten in der Nachbarschaft.

Pestizide und moderne Anbaumetoden in der Landwirtschaft gefährden die Wildbienen.

Den Wildbienen fehlen geeignete Blüten

Viele Wildbienen sind entweder auf eine einzige Pflanzenart oder auf eine oder wenige Pflanzenfamilien spezialisiert.

Die Glockenblumen-Scherenbiene, ♀ und ♂

Ihre kleinen Nachkommen können nämlich nur deren spezielle Pollen verdauen. Wenn diese Pflanzen fehlen, fehlen auch die entsprechen­den Wildbienen. Wildbienen brauchen deshalb ein lang andauerndes und vielfältiges Blütenangebot.

Blühende Heckenränder und Ackerrandstreifen, extensiv bewirtschaftete, sonnige Wiesenborde sowie Naturgärten mit entsprechendem Wildblumenangebot sind gefragt!

Wildbienen brauchen viele Blüten

Wildblumen in Blumentöpfen

Für die Versorgung der Brutzellen benötigen die Wildbienen-Weibchen grosse Mengen an Pollen.

Beispiel: 50 Knautien-Sandbienenweibchen brauchen Nektar und Pollen von 930 Wiesenskabiose-Pflanzen!

Wildblumen gedeihen auch in Blumentöpfen. Sie bieten über lange Zeit Pollen und Nektar an.

Wiesenflockenblume, Skabiose, Hornklee, Dost, Grosse Braunelle, Natternkopf, Möhre, Glockenblume...,

Wildbienen bauen Brutzellen

Garten-Wollbiene sammelt Pflanzenhaare

Für das Brutgeschäft sind ausschliesslich die Wildbiene­nweibchen zuständig. Die Männchen, oder Drohnen, decken die Weibchen und sterben dann früher als diese.

Bei fast allen Wildbienenarten legt jedes Weibchen seine eigenen Brutzellen an. Diese baut es in Käferfrassgänge im Totholz, in Nischen von Trockenmauern, in Lehmwände, in Sand- oder Lehmböden, einzelne bis einen Meter tief in den Boden.

Bereits verlassene Brutzellen in einer Bretternut
Brutzellen aus Lehm in einer Fensternut

Paarung bei Wildbienen

Wildbienen paaren sich nur ein einziges Mal in ihrem Leben. Wenn die Weibchen schlüpfen, warten bereits die Männchen, denn sie wurden durch den Duft des Weibchens angelockt. 

Einzig einige Woll- und Zottelbienen-Arten paaren sich über die ganze Flugzeit immer wieder.  

Kurz vor der Paarung betrillert hier das Männchen mit seinen Fühlern die Fühler der Weibchens. 

Proviant für ein ganzes Jahr

In jede einzelne Brutzelle legt die Wildbiene ein Pollen- und Nektargemisch sowie ein Ei. Dieser Proviant reicht für die ganze Entwicklung vom Ei zur Larve, dann die Puppe - bis schliesslich nach einem Jahr eine fertige Wildbiene schlüpft.

Frühlingsputz: Die Rote Mauerbiene räumt
einen verlassenen Käferfrassgang aus

Ein Wildbienen­weibchen legt in seinem vier- bis sechs­wöchigen Leben maximal 10 - 30 Brutzellen an. Für jede Brutzelle braucht es Pollen und Nektar von vielen Dutzend Blüten.

40-mal muss eine Biene hin- und herfliegen, um eine einzige Brutzelle zu füllen. Liegen Nistplatz und Blütenangebot zu weit auseinander, können die Wildbienen nicht genügend Brutzellen mit Proviant versehen. In der Folge ist ihr Bestand gefährdet.

Nisthilfen für Wildbienen

Etwa ein Viertel aller Wildbienen bauen ihre Brutzellen in Käferfrassgänge - im Totholz von Holzhaufen, alten Pfählen, alten Häusern und Scheunen etc.

Für diese Bienen können sogenannte Wildbienenhäuser angeboten werden. Leider sind die Nisthilfen häufig fehlerhaft und schaden den Bienen sogar! Aufstehende Späne schlitzen die feinen Flügel der Bienen! Wildbienenhaus richtig gebaut

Wildbienenhäuser sind vor allem eine spannende Möglichkeit, die Wildbienen bei ihrem Brutgeschäft zu beobachten.

Unser Lehmhaus

Einbau einer Dachverlängerung für die
Fassadenisolation

Bei uns wohnen nicht nur die Wildbienen in Lehmzellen - genau das tun wir selber auch! Die Wände unseres ältesten Hausteils bestehen aus Strohlehm-Wickeln, welche in die Nuten der Balken einge­lassenen sind. Im Giebelfeld, im Bild nebenan, sind sie mit Kalkschlämme verstrichen, im Unterdach sind sie jedoch zu sehen.

Im Frühsommer sehen wir jeweils die vielen Wildbienen, wie sie ins lehmige Unterdach einfliegen.

Sie denken, ein solches Dach halte sich nicht lange? Das täuscht! Der älteste Hausteil mit seinen Lehmwickeln hat sich am besten gehalten! Die Innenwände des Hauses haben wir bei der Sanierung mit feinem Lehm verputzt - Sie sehen, wir wohnen wie die Wildbienen!

Viele Wildbienen nisten im Boden

Die meisten Wildbienen bauen ihre Brutzellen im Boden. Sie brauchen dafür meistens offene, unbewachsene Sand- oder Lehmflächen.

Sie nisten in Anrissstellen, in steilen Wegböschungen, in alten Sand- und Kiesgruben oder, wie in den Bildern unten, in wenig bewachsenen Feldwegen.

Bilder vom Feldweg, ganz in unserer Nähe

Sandhäufchen auf Feldweg
Öffnen des Nesteingangs
...nächster Sammelflug
eine weitere Heimkehrerin
Bewachte Eingänge?
Erweiterungsbauten

Einige Furchenbienenarten bilden kleine Völker, ähnlich wie die Hummeln. Sie bauen ihre Nestanlagen in sandige Böden.

Für die Bodennistenden Arten sind offene Bodenstellen, sandig kiesige Wege und Plätze, alte Kies- und Sandgruben existentiell.

Leider werden immer mehr Feldwege befestigt, die Nistplätze verschwinden und mit ihnen auch die Bienen.

Trockenstandort im Kies

Naturgärten für bodennistende Wildbienen

Naturgärten können mit sandigen Plätzen und kiesig sandigen Wegen, unbefestigten Fugen in Plattenbelägen und Trockenmauern wichtige Nistplätze für Wildbienen sein.

Hier, unter dem Vordach, bleibt die Erde trocken, ein idealer Nistplatz für die Frühlingspelzbiene.

Hier gräbt ein Weibchen einen Gang in den Boden, um ihre Brutzellen anzulegen.

20.03.2020 Erste
Pelzbienen-Weibchen schlüpfen

Im nächsten Frühling schlüpfen zuerst die Frühlingspelzbienen-Männchen, ein paar Tage später die Weibchen.

Im Naturgarten sollten einige kiesige oder sandige Standorte bewuchsfrei gehalten werden: Sorgfältig jäten, nicht hacken und nicht umgraben, der Boden ist bewohnt!

Ausserdem finden Wildbienen in Naturgärten auch genügend geeignetes Nistmaterial, wie Pflanzenhaare, Blattstücke, Lehmklümpchen und Steinchen, Pflanzensekrete für die Imprägnierung der Zellwände, Baumaterial für Aufbauten auf Mauern, leere Schneckenhäuschen etc.

Kuckucksbienen

Ein Viertel aller Wildbienen baut keine eigenen Nester, sie legen, wie der Kuckuck, ihre Eier in fremde Nester.

Ist die Larve geschlüpft, frisst sie das Wirtsei oder tötet die Larve und ernährt sich vom Nahrung­svorrat in der Brutzelle. Im nächsten Jahr schlüpft die fertige Kuckucksbiene.

Kuckucksbienen sind je auf eine Wildbienenart und ihre wenigen Verwandten spezialisiert. Finden sie keine solchen Brutzellen, so können sie sich nicht fortpflanzen.

Kuckucksbienen sind in der Regel auf den gleichen Blüten wie ihre Wirtsbienen zu finden. Sie halten sich auch in der Nähe ihrer Nester auf und versuchen in einem günstigen Moment ein Ei in eine fertige Brutzelle zu legen.

Sie haben keine Pollensammeleinrichtungen, keine Bauch- oder Beinbürste.

Hummeln

Hummeln sind ebenfalls Wildbienen. Die allermeisten sind grösser als die anderen Wildbienen, auffällig ist auch ihr dichter Pelz.

Sie leben in Völkern mit je einer Königin. Ihre Nester bauen sie in verschieden­en Hohlräumen, in Mausgängen und in Moospolstern auf dem Boden.

Hummeln leben streng organisiert in Staaten von 50 bis 600 Tieren.

Hummeln leben nur einen Sommer lang, einzig die begattete Königin überwintert.

Ackerhummel auf Golddistel

Die junge Königin, welche als Einzige überwintert hat, sammelt im Frühling zuerst Nektar und Pollen als Futter­vorrat für sich und die erste Brut. Dann baut sie Brutkammern aus Wachs, legt die ersten Eier und brütet sie aus.

Anschliessend pflegt und füttert sie die geschlüpften Larven bis sich diese verpuppen. Nach einigen Tagen schlüpfen aus den Kokons die ersten Arbeiterinnen.

Von nun an legt die Königin nur noch Eier. Die Bauarbeiten und Pflege im Nest übernehmen die Arbeiterinnen. Sie füttern die Brut bis ein Volk von bis zu 600 Hummeln entstanden ist.

Die jungen Königinnen und die Drohnen schlüpfen im Sommer und Spätsommer und verpaaren sich. Im Herbst sterben die alte Königin, die Drohnen sowie alle Arbeiterinnen.

Heilziest und Taubenskabiosen mit Dunkler Erdhummel

Parasiten der Wildbienen

Wildbienen haben, wie praktisch alle Lebewesen, Parasiten:

Echte Parasiten leben entweder in den Bienen oder auf ihrer Haut. Gesunde Tiere überleben einen solchen Befall meistens.

Raubparasiten hingegen schonen zwar zunächst die lebenswichtigen Organe des Wirts, töten ihn aber am Schluss der Parasitierung.

Scherenbiene mit Hautparasiten

Brutparasiten wiederum legen ihre Eier in Wildbienen­nester. Die geschlüpften Larven fressen zuerst das Wirtsei oder die Wirtslarve und verzehren schliesslich deren Futtervorrat.

Zu den Brutparasiten gehören auch die Kuckucksbienen.

Parasiten sind ein wichtiger Faktor bei der Bestandes­regulierung: Viele Bienen führen zu vielen Parasiten, das ergibt weniger Bienen und das führt wiederum zu weniger Parasiten.

Milben, Bakterien, Fadenwürmer, Bienenkäfer, Fliegen, Schlupfwespen, Schmalbauchwespen, Keulhornwespen, Trauerschweber, Goldwespen und viele weitere sind Parasiten bei den Wildbienen.

Wildblumen in Blumentöpfen, Pflasterfugen und Blumenbeeten

Wildbienen sind sehr flink und fleissig

Um eine Hektare Apfelplantage zu bestäuben, sind mehrere zehntausend Honigbienen notwendig – hingegen genügen einige Hundert Weibchen der Gehörnten Mauerbiene für diese Arbeit.

 

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